IKARUS LUFTSPORTCLUB SCHLEISSHEIM

 

Ein Tag am Flugplatz

Um überhaupt fliegen zu können, braucht ein Segelflieger einen Windenfahrer oder Schlepppiloten, Seilrückholer, Flächenhalter und einen Startschreiber, also mindestens noch vier weitere Helfer. Alle Aufgaben können nach und nach von jedem  übernommen  werden,  man  wird  zu einem  richtigen Allround-Talent! Unsere Fluglehrer schulen ehrenamtlich und sind hoch motiviert.Prima! Alle haben sich pünktlich um 09:00 Uhr am Flugplatz eingefunden!Bevor wir fliegen können, steht aber noch Einiges an: Zuerst werden unsere Babys (Segelflugzeuge) noch aufgerüstet. Mit Fallschirm, Bord-Akku für das Funkgerät, Logger und Bordbuch. Danach können alle Flieger aus der Halle geräumt werden. Keine einfache Angelegenheit, aber Teamwork und eine gute Aufgabenverteilung gehören zu den Eigenschaften eines guten Segelfliegers. Wer in dieser Hinsicht noch nicht soviel drauf hat, kann hier hervorragend lernen! Währenddessen werden alle Fahrzeuge vorgefahren: Lepo (Seilrückholer), Startwagen, Seilwinde, Feuerwehr und der Buggy zum Fliegerschleppen.


Nachdem dann noch die Startrichtung feststeht geht’s um ca. 10:00 Uhr auf zum Startplatz. Die Startrichtung wird je nach Windrichtung festgelegt, da jedes Flugzeug möglichst gegen den Wind starten sollte. Die Flieger ziehen wir meist mit unseren Buggy an den Start. Wenn es nicht zu heiß oder kalt ist, schieben wir sie auch, es heißt ja "Luftsport"!

Sind die ersten Flieger am Start angekommen, werden sie gründlich von vorne bis hinten durchgecheckt. Das heißt es wird von außen auf Dellen und Risse untersucht. Auch werden die Anschlüsse der einzelnen Ruder kontrolliert. Danach wird der Innenraum des Flugzeuges auf Fremdkörper untersucht (Fremdkörperkontrolle) und auch hier wird nachgesehen ob alle Anschlüsse gesichert sind. Zum Schluss wird das Verhalten der Ruder geprüft (Ruderkontrolle).
Auch unser kleiner mobiler Tower wird an den Start gefahren. Von einer Kanzel aus können wir mit der Seilwinde und den Fliegern kommunizieren sowie alle Start- und Landezeiten festhalten.

Der Fahrer legt dann noch das "Lande-T" aus und errichtet Absperrungen.

Gleichzeitig fährt der Windenfahrer unsere Seilwinde an das andere Bahnende. Die Winde wird natürlich ebenfalls gecheckt und mit Absperrungen gesichert! Jetzt kann unser Seilrückholer die Stahlschleppseile ausziehen und auf Risse überprüfen. Das heißt eintausend Meter hin zum Start und noch einmal im Schritttempo zurück. Sicherheit hat eben Vorrang! Wenn der Windenfahrer dann noch über Funk Bescheid gegeben hat, mit welchem Seil zuerst geschleppt wird, – je nach Windrichtung - ist die Winde startklar!

Briefing

Das Briefing durch einen Fluglehrer vor Flugbeginn dient dazu, den ganzen Ablauf noch mal gründlich durchzugehen. Es ist für Scheinpiloten genauso wichtig wie für Flugschüler. Das Wetter und andere Besonderheiten werden geklärt, zum Beispiel wie viele Schüler und Scheinpiloten anwesend sind oder wer dann welche Aufgaben übernehmen kann. Hierbei wird immer das Thema Sicherheit angesprochen. Immer die Augen offenhalten!

Flugbetrieb (ca. 11:00)

Wenn endlich alles geklärt ist, geht der erste Start an der Winde hoch. In etwa 400 Metern über Grund klinkt das Schleppseil automatisch vom Flieger aus, jetzt heißt es: „So lange oben bleiben wie möglich!“ In der Regel schraubt sich ein Segelflieger mehr oder weniger spiralförmig in der Thermik nach oben. Mit einem durchschnittlichen Thermikbeginn um ca. 11:00 können die ersten Flüge durchaus bereits länger dauern. Natürlich ist das stark wetterabhängig.


Während die Lehrer mit den neu im Verein aufgenommenen Schülern an deren fliegerischem Feinschliff arbeiten, machen die Scheinpiloten schon mal längere Ausflüge über dem Münchner Norden und vielleicht auch weiter. Das hängt, wie schon gesagt, stark vom Wetter ab. Die richtige Streckenflugsaison hat ihren Höhepunkt im Juli! Fortgeschrittene Schüler machen auch schon ihre eigenen Erfahrungen im Alleinflug, in Platznähe unter der Beobachtung eines Fluglehrers.


So läuft der Tag dahin mit viel Spaß, Schweiß und Fliegen. Abwechselnd werden mal die Flieger an den Start zurück gezogen, die Schleppseile ausgefahren sowie Startzeiten notiert.

Ein Windenfahrer wird zwar fest eingeteilt, sollte aber auch gelegentlich abgelöst werden. Der Flugplatz ist außerdem ein tolles Gelände um das Autofahren zu lernen. Natürlich dient dies in erster Linie dem Zweck Seile zu holen oder Flugzeuge zurückzuziehen, macht aber trotzdem Spaß. Zwischendurch bleibt einem auch Zeit zum Essen und Trinken. Das ist mindestens genauso wichtig um fit und wach zu bleiben.

Flugbetriebsende

Spätestens um 19:00 Uhr muss der Flugbetrieb beendet werden. Je nachdem wie das Wetter mitspielt und wie viele Leute noch Lust und Laune haben kann aber auch schon früher Schluss sein. Fakt ist, dass wir nach Sunset (Sonnenuntergang) nicht mehr starten dürfen. Jetzt wird natürlich alles wieder schön verstaut. Die Flieger kommen alle zum Ausräumen und Waschen vor die Halle. Die Seilwinde wird auch wieder zurück kutschiert, neu aufgetankt und in die Halle gefahren. Ebenso der Startwagen, Buggy und der Seil-Jeep. Schließlich können dann auch die geputzten Flieger wieder in die Halle geräumt werden. Hier packen noch mal alle mit an, dadurch geht’s schneller.

Zwar haben die wenigsten noch Lust, trotzdem: Hier ist Durchhalten angesagt! Zum Schluss kommen noch ein paar Formalitäten. Jedes Flugzeug hat ein Bordbuch, in dem alle Flüge dokumentiert werden. Zusätzlich führt jeder Pilot, auch Flugschüler, ein Flugbuch für seine persönlichen Flüge. So kommen die Flugstunden zusammen. Die Schüler haben noch einen Ausbildungsnachweis, welcher von den Lehren aktualisiert wird.

Schließlich gibt es noch ein Debriefing des Fluglehrers, durch den der Tag analysiert wird.

Jetzt kann man endgültig sagen: „Das war’s!“ Was jetzt noch kommt, bleibt offen. Die einen möchten nach Hause und nur noch ins Bett, was auch verständlich ist, die andern bleiben noch und lassen den Tag gemütlich ausklingen. Da wir primär am Wochenende fliegen, können auch alle Schüler mit gutem Gewissen ein bisschen länger bleiben. Unser Abendessen besteht meistens aus Pizza oder auch mal Grillen, die schönsten Abende.

Das ganze gehört zu einem guten Vereinsleben einfach dazu: „Fliegergeschichten!“
Als Abendprogramm werden außerdem gerne mal Filme auf einer riesigen Leinwand vorgeführt oder man lernt und praktiziert das Schafkopfen, das beliebteste bayerische Kartenspiel.

Fazit: ein zeitaufwendiges, aber packendes und erlebnisreiches Hobby, mit Menschen für Menschen. Übrigens: Unsere älteste Flugschülerin ist um die vierzig Jahre alt, es ist also nie zu spät zum anfangen!